Leben in Japan


Nikko (August 1994)

Japan, da gibt's doch Geishas und Kimonos, das ist doch dort wo die Leute von 'Schiebern' in die Züge gepresst werden, im Land des Karaoke und der Kapselhotels, oder?

Nein, das ist nicht das Japan wo ich lebe. Es ist ganz anders. Es ist wirklich dicht besiedelt, aber auch fruchtbar und voller Leben. Im Summer strotzen die kühlen Reisfelder nur so von frischem Grün. Oft sieht man Palmen und es erinnert mich an ein Mittelmeerland oder eine Südseeinsel. Das Land wurde von Vulkanen geformt, wovon der eindrucksvollste der majestätische Fudschijama (fuji-san) ist. Du kannst ihn dir nicht vorstellen bis du ihn mit eigenen Augen gesehen hast, aus 100 km Entfernung oder aus 20. Oft sehe ich ihn vom Balkon aus. Am Abend ist er oft rosa, 80 km weit weg. Erst wenn du hier bist wirst du verstehen warum er als heiliger Berg gilt.

Japan ist ein südliches Land. Nur wenige Europäer sind sich bewusst dass Tokio näher am Äquator liegt als Spanien oder die Türkei. Es liegt auf dem gleichen Breitengrad wie das nördliche Marokko oder Syrien. Der Summer in Tokio kann heisser sein als in Hong Kong (35 C ist nichts ungewöhnliches) während es im Winter recht mild ist, ein paar Grad über dem Gefrierpunkt und wenig Schnee. Im Nordwesten (tohoku) und in Hokkaido wird es aber schon recht kalt.

Diese Naturkräfte treffen mit einer uralten Kultur zusammen von der viel aus China importiert wurde das um 700 n.Ch. Europa fast 1000 Jahre voraus war. Aber wenn du hierher kommst und erwartest, auf diese alte Kultur zu treffen, dann sei nicht zu entäuscht. Viel davon ist verloren, verschüttet oder versteckt, muss erst von jemandem entdeckt werden der entschlossen ist, tiefer zu schürfen. Aber wenn du deinen Instinkten und deiner Neugierde folgst dann wirst du reich belohnt. Hier findest du das einzige echt exotische Industrieland, wo man nichts als gegeben annehmen kann, wo vieles auf eine oft faszinierende Art anders ist die viel über die Menschheit aussagt.

Nun, wie gefällt's mir denn hier? Ich habe recht gemischte Gefühle darüber, hier zu leben und zu arbeiten. An ein paar Dinge werde ich mich nie gewöhnen. Manche Dinge machen mich verrückt, wenn ich Regeln sehe oder eine Art, etwas zu tun gegen das ich mich sträube. Ein paar davon sind Kleinigkeiten, wie z.B. dass man Geldautomaten am Abend oder am Sonntag nicht benutzen kann. Andere sind grundlegender. Glücklicherweise kann ich dem Druck der japanischen Gesellschaft teilweise dadurch entkommen dass ich für eine ausländische Firma arbeite und nicht pendeln muss. Japan ist ausserdem sehr teuer und der Lebensstandard ist deshalb bei weitem nicht so hoch wie man es von offiziellen Einkommenszahlen erwarten würde. Auf der anderen Seite aber geben sich Japaner oft ausserordentliche Mühe damit mein Aufenthalt in Japan angenehm verläuft.

Meine liebste Gegend um Tokio ist die Izu-Halbinsel, besonders ihr Südzipfel und ihr malerischer Westteil.


Einige Anmerkungen zu Japan:

Einige meiner Bilder aus Japan: Eine kleine digitale Auswahl von Fotos aus 12 Jahren (mit Unterbrechungen) in Japan.

Japan von A bis Z: Mein Gastgeberland nach alphabetischen Stichworten.

Reisanbau in Japan ist kein Geschäft wie alle anderen. Sein emotionaler Stellenwert steht im Konflikt mit Anforderungen der Weltwirtschaft.

Monju Probleme: Die japanische Atomindustrie steckt in Schwierigkeiten. Über 40 Prozent des Stromverbrauchs in Japan wird durch Atomkraftwerke gedeckt. Japan ist das einzige Land weltweit das immer noch eine autarke Plutoniummindustrie als künftigen Eckstein seiner Energiepolitik sieht. Sogenannte "schnelle Brüter" wie der SNR-300 in Kalkar sind nun auch in Japan nach einem schweren Störfall in Verruf geraten. Eine ganze Serie von Unfällen hat den Ruf der japanischen Atomindustrie schwer erschüttert.

Einige Beobachtungen zu Japan

Englischer Unsinn in Japan ist ein peinlicher Beweis für die Unfähigkeit des japanischen Schulsystems, die hauptsächliche Fremdsprache zu lehren, in der Japan mit dem Rest der Welt kommuniziert.

Japanische Briefmarken: Diese Marken von mir sind aus den 70er Jahren.


Andere Japan-Links:

Japan Times ist die größte englischsprachige Tageszeitung in Japan (nun, es gibt nur zwei).

Die Deutsche Botschaft in Tokio

Global Online in Tokyo ist ein qualitativ hochwertiger Internet Service Provider in Japan.

Die taima.org "Hanf in Japan" Website hat viele Artikel, Zitate, Bilder und andere Dokumente über die Geschichte, Gegenwart und Zukunft von asa (Hanf) / taima (Cannabis) im Land der aufgehenden Sonne.

"Bloated bureaucracy exposed": Die Bürokratie und nicht die Politiker geben in Japan den Ton an.

Eine Echtzeitblick per Videokamera auf den Fudschijama

Japanisches Wörterbuch (http://www.jisyo.org): Japanische Texte mit dem deutschen oder englischen Webbrowser entziffern.

Zone 81 - Viele nützliche Infos rund um Japan

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